Donnerstag, 11. September 2008

Zwischen Malamatina und Kokkineli

Bei der Frage Grieche oder "Ikebana"-Franzose brauche ich ja nicht lange nachzudenken. Man hört ja aber immer mal wieder von Menschen, die was gegen Fleisch, Knoblauch oder gar Ouzo haben. Hat man den einen oder anderen dann doch überzeugen können, den Griechen ums Eck "schon wieder" aufzusuchen, muss man sich aber mit diesem kleinen Sieg meist schon zufrieden geben. Meine Mission geht natürlich weiter, will ich doch die Zweifler von den Vorzügen des Retsinas überzeugen. Aber da ist dann meist Schluss: "Wenn ich auf nem Baum kauen will, beiß ich in eine Kiefer. Davon stehen in der Heide eh genug rum" oder "Wie kann man so eckeliges Zeug nur trinken" ist dann zu hören. Es verlangt also eines langfristig angelegten Planes, die Zweifler zum Retsina zu bringen. Mein Plan beinhaltet 3 Stufen.

Stufe1: Es gilt den Anfang mit einer nicht zu sehr geharzten Variante zu beginnen. Malamatina ist eine solche Sorte. Fast beiläufig kann man auf das lustige Etikett hinweisen, dass auf die verdauungsfördernde Wirkung des Weines abzielt. Bei guten Griechen gibt es die 0,25l Variante übrigens zum genau halben Preis der 0,5l Variante. Somit besteht die Möglichkeit, dass Getränk, so es denn gefällt, immer schön kühl zu haben. Dies ist eine weitere Bedingung für den ungetrübten Retsinagenuss: er muss richtig kalt sein.

Stufe 2: Nach erfolgreichem Abschluss der Stufe 1, muss der Jagdinstinkt geweckt werden. Dies kann einem z.B. dadurch gelingt, dass man auf den Kokkineli hinweist, eine Rosévariante des Retsinas. Hier sei z.B. der Hersteller Cambas empfohlen. Ehrlich gesagt passt der Harzgeschmack auch besser zu der rosé Variante, die aber auch kalt getrunken werden muss. Ein Kardinalfehler wäre es, den Kokkineli für (die auch existierende) rote Variante zu halten und bei Zimmertemperatur zu trinken. Wer schnell zum Ziel kommen will, kann also auch mit Stufe 2 beginnen.

Stufe 3: Man verblüfft den Zweifler mit vermeintlich fundiertem Wissen um den Retsina. So ließe sich beiläufig anmerken, dass der Name Kokkineli von der Koschenille (einer Laus, die roten Farbstoff enthält, mit der auch der Campari gefärbt wird) stammt. Oder dass Harz bei den Griechen als probates Mittel verwendet wurde, um Wein haltbar zu machen. Es sich also quasi um ein sehr ursprüngliches Getränk handeln würde. Man vermeide hier aber die Diskussion darum, warum der Wein auch heute noch haltbar gemacht werde müsse und die sich daraus ergebende Frage nach der Güte des Weines.

Wer es bis hierhin nicht geschafft hat, bestellt dem Zweifler einfach Mavrodavne-Wein.

Mittwoch, 10. September 2008

Herr Koriander

Herr Koriander, dem einen oder anderen sicher noch aus der Unendlichen Geschichte ein Begriff, taucht ja bisweilen auch im Essen auf. In Schokolade, Kaffee und manch chinesischer Köstlichkeit wurde es schon gefunden. Oft weiß man gar nicht, dass das Kraut sich in einem Gericht versteckt. So zum Beispiel in manchen Eintöpfen. Nun sind die Meinungen über den Geschmack des Korianders durchaus geteilt. Finden die kleinen Kapseln in zerriebener Form bei den meisten noch gnädige Duldung im Essen, so wird, handelt es sich um das grüne Kraut, die Ablehnung in der Regel mehr als deutlich geäußert. Oft in die Rede von "Seife gehört ins Bad und nicht ins Essen". Manch einer vermag sogar ein wenig Spülmittel oder gar Terpentin herauszuschmecken. All das führt, aus meiner Sicht nur logisch, dazu, dass man Korianderkraut nur als Töpfchen, welches meist schon am vertrocknen ist, oder beim chinesischen Lebensmittelladen (unter der Theke lagernd) bekommt. Ich gehöre nun zu den wenigen Menschen, die Korianderkraut mögen und auch nichts gegen einen seifigen Geschmack im Essen haben. (Beim Wein spricht man ja auch von animalischen Noten, einer leichten Schweiß- und Teernote und dergleichen mehr).

Aber wozu erzähle ich das alles? Weil mich einst eine Fahrradtour in das schöne Reken brachte. In Reken ist der Hauptsitz eines der größten Tiefkühlunternehmen Deutschlands. Drum war ich auch nicht erstaunt, mich dort quasi in einem riesen Spinatwald wieder zu finden. Lediglich der Blub fehlte noch. Wie groß war aber mein Erstaunen, mindestens ebensoviele Korianderfelder zu sehen. Nun habe ich das Kraut noch nie in der TK-Variante gesehen und oben genannte Beschaffungsproblematik lässt mich annehmen, dass es entweder eine Droge gibt, deren Basis Koriander ist, Seife heute mit Koriander parfümiert wird, Koriander als Geldanlage immer attraktiver wird, man es zum Heizen verwenden kann oder das gesamte Ausland das Kraut aufkauft. Weiß der Geier! Kann mir jemand helfen?


P.s.: Auch wenn ich mich in letzter Zeit sehr zurückhalte: This one in No. 300!

Freitag, 5. September 2008

Das Fernfahrersysndrom: Essen und Trinken...

... hält Leib und Seele zusammen. So heißt es ja und das mit dem Leib kann ich an mir gerade ganz gut feststellen, denn in den letzten Monaten kam das eine oder andere Kilo Kitmasse hinzu. Drum - und weil der Cholesterinspiegel irgendwie auch zu hoch - soll nun etwas kürzer getreten werden.

Was mich zu der ursprünglichen Intention bringt, diesen Blog zu starten: Meine Freude am Essen und Trinken. So will ich mich, so der gute Vorsatz, nun wieder mehr diesem Thema widmen, aber natürlich auch ab und an schreiben, wenn mir zufällig wieder mal Demi Moore über den Weg läuft.

Los geht es mit der Beschreibung eines von mir bei mir selbst diagnostizierten Gendefekts, der sich in den Symptomen des Fernfahrersyndroms manifestiert. Der Grundstein für das Fernfahrersyndrom wird meist in der Kindheit gelegt. Bei mir erfolgte dies an den Tagen, an denen wir früh morgens (ich meine wirklich früh morgens) an die Ostsee fuhren. Am Abend zuvor bereitete Muttern meist schon die Karbonaden (Norddeutsche Bezeichnung für Kotelett) vor, kochte Eier und setzte den Kartoffelsalat an. Herrlich! Ich konnte kaum schlafen aus lauter Vorfreude auf die See und die Aussicht auf den Verzehr der panierten Speisen (Fleisch mit Semmelbrösel, Ei mit Sand) Dazu gab es Caprisonne. - Alles war in der Kühltasche verstaut, so dass es theoretisch den ganzen Tag über angenehm gekühlt bleiben hätte können. Theoretisch, denn bereits gegen 8.00 hatte Vatern Lust auf ein Ei oder bereits etwas Kartoffelsalat. So war denn von dem Vorrat gegen Mittag nicht mehr viel übrig.

Über die Jahre muss sich nun diese Verdrahtung von Urlaub, Wegfahren und Essen irgendwie so verbunden haben, dass ich, kaum sitze ich im Auto, Hunger bekomme. Mit meiner Frau habe ich die Abmachung, die auch heute selbstverständlich noch vorbereiteten Stullen und gekochten Eier, nicht vor der Autobahnauffahrt zu essen. Das hat mich auf Fahrten in den Süden schon öfter mit dem Gedanken spielen lassen, nicht den langen Landstraßenweg nach Soltau zu nehmen, sondern über Hamburg zu fahren. Dabei ist man bereits nach 5 Minuten auf der Autobahn und nicht erst nach 45min.

Interessant ist dieses Fernfahrersyndrom, weil ich über Jahre morgens eigentlich keinen großen Hunger hatte. Es kam vor, dass ich den ersten Happen erst gegen Mittag zu mir nahm, was übrigens entgegen den Aussagen der Frühstücksprediger, durchaus nicht ungesund ist. Aber auf Autofahrten war dieses "Naturgesetzt" bei mir bereits immer ausgehebelt.

Der aufmerksame Leser wird nun vielleicht sagen: Aber predigt er nicht immer die Vorzüge der Bahn? wie ist es denn da? Nun: dort ist es nicht so. Vielleicht komme ich bis zur Rente ja dahinter, warum dem so ist...