Ausschlaggebend für die kleine Reihe ist eine Situation vor nicht all zu langer Zeit und eine wiederholte Erinnerung an einen fernen Sommer, als ich begann mir Platten von Bands zu kaufen, die nicht in den Hitparaden rauf und runter gespielt wurden (z.b. von Journey, Prism und Led Zeppelin) und diese - Kaffee trinkend- lautstark am offenen Fenster zu hören. Sehr zu meiner Freude, weniger zu der der Nachbarn. Vergleichbar ist das wahrscheinlich mit den Kids, die heute in der S-Bahn mit ihren mp3-Handys die Mitreisenden nerven. Musik, Kaffee der Sonne und die Tatsache, dass ich da etwas für mich Neues machte, verstärkten sich zu einem Gefühl der (man entschuldige den altmodischen Begriff) Lebensfreude, der sich feste in meine Erinnerungen eingebrannt hat.
Später dann hörte ich immer noch gerne Musik. Bruce Hornsby verbinde ich z.b. heute noch mit dem Beginn meiner Studienzeit, die ich (inklusive der Lernerei) sehr genossen habe. Aber "das erste Mal" war quasi schon was ganz besonderes.
Spätestens hier fragt sich aber der Realist in mir, ob da die Erinnerung nicht mal wieder bestimmte Dinge ausgeblendet hat. Und richtig: Den Ärger den es wegen der lauten Musik mit meinen Eltern gab, hab ich vergessen zu erwähnen.
Und trotzdem bleibe ich dabei, dass erste Mal (oder die ersten Male) sind oft etwas ganz besonderes. Mein erstes Computerspiel, meine erste eigene Wohnung, der erste Urlaub ohne die Eltern und vieles mehr habe ich noch sehr intensiv in Erinnerung. Später dann nutzte sich das Gefühl dann etwas ab. Dazu aber mehr im zweiten Teil.
Man würde die Wahrheit wohl aber zu sehr verdrehen, wenn man behaupten würde, jedes "erste Mal" wäre etwas ganz Besonderes. Gerade bei dem ersten Mal, an dass der Leser wahrscheinlich beim Lesen der Überschrift bereits gedacht hat, ist häufig zwar einprägend, aber die Freude daran entwickelt sich in vielen Fällen erst im Laufe der Zeit. Auch das erste Bier war wirklich nicht sehr lecker. Die Freude am Wein hat sich bei mir auch erst später ausgebildet.
Auf viele erste Male hätte ich übrigens auch gut und gerne verzichten können. So wurde seitens der Verwandtschaft ein riesiges Aufhebens um die erste Rasur gemacht. An der habe ich heute noch keinen Spaß. Auch der erstmalige Verlust des Wohnungsschlüssels, dem viele weitere folgen sollten, ist nicht besonders gut in Erinnerung und das Gefühl des Ärgers und der Wut über sich selbst, hat sich bei den anderen Malen nicht abgenutzt.
Was bleibt nun aus diesen Gedanken zu den "ersten Malen"?
Für mich sicher nicht, im Alltag ständig nach neuen Kicks zu suchen, die, wenn sich die Euphorie nachlässt, mit dem nächsten Kick ersetzt werden müssen. Vielleicht eher die ersten Male, die es mit über 40 noch gibt, etwas bewusster zu erleben und nicht zu verhunzen (wozu ich manchmal neige). Aber ich bin da nicht sicher. Manchmal überrascht einen das Leben ja ganz plötzlich mit einem Moment. Wie z.b vor nicht all zu langer Zeit, als ich alleine durch Lüneburg ging und plötzlich das erste Mal das Gefühl hatte, "angekommen" zu sein. Und das hatte nichts mit dem Gefühl von "Ende" zu tun.