Montag, 14. April 2008

Klassentreffen

Am Samstag war es soweit. Gut, es hat 27 Jahre gedauert, aber was lange währt... Wir hatten also Klassentreffen. Zunächst hat mich das ja auch gefreut, dann dachte ich mir: "Und wenn das jetzt so eine 'Mein Haus, meine Frau, mein Boot-Veranstaltung' wird?" Dementsprechend gemischt waren dann plötzlich auch meine Gefühle, aber im Großen und ganzen war es dann wirklich sehr unterhaltsam. Da niemand die Akteure kennt, erspare ich mir lustige Anekdoten, die hier wohl niemanden wirklich interessieren. Aber ich kann ja mal schildern, was meine ersten Vermutungen bezüglich der Lebensplanung und deren Umsetzung des Abi-Jahrganges 1981 sind und was sonst noch so war.

1. Der Hamburger verhält sich statistisch korrekt. Nahezu alle sind verheiratet und haben zwei Kinder (1 Junge, ein Mädchen). Den Ausreißer mit 4 Kindern macht ein gewisser Herr Unkita mit null ststistisch wieder wett.

2. In Bezug auf das Erwerbsleben scheint es zwischen Resignation (Zenit überschritten, keine rechte Motivation mehr, Desillusion,...) und Hardcoremalcoche (Es macht tierisch Spaß, aber vor 20.00 bin ich selten zu Hause. Eigentlich bekomme ich von den Kindern viel zu wenig....) wenig zu geben.

3. Meine allererste Freundin hat sich zu einer recht oberflächlichen Frau entwickelt. Das berührt mich irgendwie unangenehm.

4. Der Klassenkasper, also der, der von allen anderen immer aufgezogen wurde, hat sich erstaunlich entwickelt. Am beeindruckensten: Er hat es geschafft aus seinen Eigenarten gewinnbringend einzusetzten

5. Nach 3 Stunden hatte ich auf einmal das Gefühl im Gespräch auf dem Pausenhof zu stehen.

6. Zeitlebens hörte ich, in der undiszipliniertesten Klasse der ganzen Schule zu sein. Nachfragen bei anwesenden Lehrern ergaben: Es war gar nicht so schlimm.

7. Ich musste nach 27 Jahren erfahren, dass die Mitschülerin des Mathe-Leistungskurses, mit den Nachnahmen einer ortsansäßigen Bäckerei mit dieser gar nichts zu tun hatte.

8. Neben der Arbeit ist für einen sehr großen Teil der Leute die Schule ein großes Thema und diesbezüglich scheint es wohl reichliche Unzufriedenheit zu geben.

9. Wenn Männer mit Mitte 40 noch richtig schlank sind, hat meistens die Frau die Hände im Spiel.

10. Man wohnt im Süden von Hamburg, nicht im Norden.

Die Liste ließe sich sicher noch lange fortführen. Aber mich interessiert natürlich auch, wer ähnliche oder ganz andere Erfahrungen hat.

12 Kommentare:

Darth Puma hat gesagt…

Bei meinen Schulen kam nie ein Klassentreffen zustande.
Selbst wenn eines stattfinden würde, würde ich nicht hingehen.
Ich sehe es so: Aus den Augen aus dem Sinn.

Butterbemme hat gesagt…

Also ich kann diesbezüglich (Klassentreffen) noch keine Erfahrung aufweisen - sind ja auch erst knapp 10 Jahre ;-)
Aber im Groben bin ich noch informiert, was meine ehem. Klassenkameraden so treiben.

Falcon hat gesagt…

Dieses Jahr ist mein Abi 20 Jahre her, wenn ich mich nicht verzählt habe.
Mal schauen, ob da was kommt (falls ja, sollte ich noch dringend am Bauchumfang arbeiten oder zumindest hoffen, dass die anderen ähnliche Probleme haben).
Unser bislang erstes und einziges Treffen war vor ziemlich genau zehn Jahren.
Nach eine ziemlich scheuen Aufwärmphase ("und was machst Du jetzt so?"-furchtbar) lockerte sich die Atmosphäre von Stunde zu Stunde mehr.
Das Gefühl von Punkt 5 kann ich da nur unterstreichen.
Ich musste erstaunlicherweise feststellen, dass ich mich nicht nur mit den alten Kumpels, zu denen man ja immer noch irgendwie Kontakt hält, sondern auch mit etlichen anderen, die ich während der Schulzeit noch in die Kategorie "Idioten" gepackt hatte, erstaunlich gut unterhalten konnte.
Enttäuschungen in Sachen alter Schwärme gab es mangels alter Schwärme nicht, allerdings haben wir so ziemlich alle festgestellt, dass sich die uns damls als am Begehrenswertesten scheinende Dame (na gut, wir hatten eh nur 4 Mädels in der Klasse) zu einem Hausmuttchen Typ "Mutter Beimer" entwickelt hatte . und das mit knapp dreißig. Schlimm.
6. War bei uns ähnlich, aber ich glaube, dass behaupten die Lehrer in jeder Klasse. Allerdings wurde nach unserer Abschlußfeier für die 10. Klass die Halle, die wir damals gemietet hatten, nie wieder an Schüler für 10.-Klasse-Abschlußfeiern vermietet.
Und was das Wohnen angeht - irgendwie hat es uns wohl über die gesamte Republik verstreut; die, die tatsächlich noch in halbwegs vertretbarer Nähe zur alten Schule, sprich maximal 40 Km entfernt, wohnen, scheinen eher die Minderheit zu sein.
Na mal schauen, ob was kommt. Falls ja, berichte ich natürlich auch getreulich.

Julchen hat gesagt…

Mein letztes Klassentreffen war letztes Jahr. Die Abschlussklasse meiner Realschule hat sich (nach doch erst wenigen Jahren) so ein Treffen ausgedacht. Es war... erschreckend. Es kann doch wohl nicht wahr sein, dass ALLE Krankenschwestern oder Kindergärtnerinnen geworden sind!?! Da war ich als Studentin...out. :-(

Klapsenschaffner hat gesagt…

Punkt 3.
Ging mir genauso....und war mir unheimlich! War die schon vorher so, oder ist sie erst geworden?????
Das fragt man sich auf dem Heimweg, und freut sich ein wenig, den Absprung geschafft zu haben.
Oberflächlichkeit steckt übrigens an, hat allerdings eine lange Inkubationszeit.

unkita hat gesagt…

@puma: Och, ich fine es ganz interessant. Schließlich hat man ja nicht gerade wenig Zeit miteinander verbracht und für einen Abend vergibt man sich doch ncihts.

@bemme: War bei mir aufgrund meines unsteten Lebens anders. Nicht wenige habe ich tatsächlich in der ganzen Zeit gar nciht gesehen.

@falcon: Wow, der Kommentar ist ja fast länger als der Post. ;-)
Ihr hattet nur 4 Mädchen in der Klasse? Wie das??
Ansonsten beruhigt es mich zu hören, dass das "Ihr seid die schlimmste Klasse..." -Argument doch häufiger gebraucht wird. Was ich übrigens wirklich bedauere ist, dass ich so gar keinen so richtig berühmten Mitschüler hatte. Die Schwester meiner Frau hatte gleich drei. Und das, wo ich doch so einen Star-Tick habe...

@julchen: Ja, manchmal denkt man, die beiden Berufswünsche werden mit einem Virus übertragen. Wobei ich hohen Respekt vor beiden Berufsgruppen habe.

@schaffner: Zu ihrer Entschuldigung muss man natürlich sagen, dass ein Abend eigentlich nicht für so ein harsches Urteil reicht. Aber beschäftigen tut es mich trotzdem immer noch...

Falcon hat gesagt…

Berühmtheiten hatten wir leider auch keine (na gut, einer ist mittlerweile Leiter der Kommunikationsstelle des deutschen Apothekerverbandes - aber berühmt? Nun ja).
Und das mit den 4 Mädels lag daran, dass unsere Schule ursprünglich ein reines Jungengymnasium war und die Damen erst in der Oberstufe dazustießen.
Hach, was waren das doch selige Zeiten.
Vorher natürlich ;-).

Meise hat gesagt…

Ich bin zu dem 10jährigen Klassentreffen gar nicht erst gegangen. Was daran lag, dass ich die meisten gar nicht wiedersehen wollte und ich nicht gewusst hatte, wer von den Leuten, die mich noch interessiert hätten, überhaupt kommen würde.

Springfloh25 hat gesagt…

Ich habe mich zu unserem 10jährigen hingezwungen und so schlimm war es dann gar nicht. Es war nur so langweilig, wie ich es mir vorgestellt habte und schrecklich eingefahren - irgendwie kamen die wenigsten damit zurecht, dass man sich innerhalb von 10 Jahren verdammt verändern und weiterentwickeln kann und sicher keine Lust hat auf einem Klassentreffen in alte Rollen reingepresst zu werden.

Orinoko hat gesagt…

So wie Frau Meise habe ich es zum Zehnjährigen auch gehalten. Das ist nun eine sehr geraume Zeit her und mittlerweile bin ich gespannt, ob überhaupt nochmal eines angeleiert wird. Vielleicht ginge ich diesmal ja aus Neugier hin.

unkita hat gesagt…

@falcon: Welch triste Schuklzeit, nur 4 Mädchen. Andererseits hast du dir damit wahrscheinlich dieses ganze typisch jungenhafte Imponiergehabe gespart.

@meise: Ich finde ja, man vergibt sich nichts. Leider habe ich die Erfahrung gemacht, dass man sogar die, die einem wichtig sind aus den Augen verlieren kann, weil sie auf zu viel Deutschland verteilt sind.

@floh: Aber die "Erkenntnis" ist doch so ein Treffen allemal wert oder?

@orinoko: Meine Empfehlung! ;-)

Falcon hat gesagt…

Ja. Zu beidem.
Andererseits - was man nicht kennt, vermisst man auch nicht.
So schlimm war es also gar nicht.