Montag, 5. Februar 2007

Eat It

Oben auf der Bühne stehen sie, die Jungs von Braincap. Endlich, die Vorgruppe (Queen oder Bad Company?) ist gerade von der Bühne und eigentlich fehlt jetzt nur noch ein Bierchen um vollends glücklich zu sein.

Genau das müssen wohl auch die anderen 20.000 Zuschauer der Waldbühne gerade denken, denn der Bierstand ist, wie auf jedem Konzert, wieder mal brechend voll. Als ich (kurz vor der Zugabe) endlich mein Bier bekomme, erinnere ich mich wieder an die goldene von mir selbst dereinst aufgestellte Regel: Auf Konzerten nie Bier kaufen! Aber nun ist es bereits zu spät. Ich halte das viel zu warme, kohlensäurearme, wässerige Gebräu in dem Plastikbecher (für 4 € Pfand) in meiner Hand und sinniere noch darüber, was aus dem deutschen Reinheitsgebot geworden ist, als mich irgendwer so anrempelt, dass die Hälfte des Biers im Nacken meines Vordermanns versickert. Schnell abtauchen und mal sehen was die Jungs auf der Bühne so machen. Den Wein für mein Weib habe ich recht unbeschadet transportieren können, was aber nur daran lag, dass ich mir bei jedem Schritt bewusst machte, dass jeder verschütteten Schluck des Aldiweins mich 1,50 € kostet.

Bisher also alles noch im Lot. Doch da klappt die Kegelgruppe vor uns ihren Klapptisch auf und drapiert auf diesem Tzatziki, Schnitzel, Popcorn(!) und Krautsalat. Ich weiß, in der Waldbühne macht man das so, aber sie hätten wenigstens das Popcorn weglassen können. Nachdem wir uns mit der Gruppe geeinigt haben, dass sie das begeisterte Schwenken der Elefantenohr-großen Schnitzel unterlassen, damit wir auch etwas sehen können, bekomme ich schließlich auch Hunger.

Der Wurststand ist gerade leer. Ein Wunder!- also nichts wie hin. „Doch kein Wunder“ denke ich, als ich verschrumpelten BSE-Sticks sehe und stelle mich lieber beim Brezelmann an. Der verkauft gerade seine letzte Brezel als ich dran kommen soll. OK, dann eben mit dem Kegelclub verhandeln. Die sind aber noch sauer, wegen des Schnitzelschwenkverbots.

Ich erinnere mich, dass mein Weib in weiser Voraussicht Weingummis mitgenommen hat. Die würden mir jetzt ja schon reichen. Ich drehe mich gerade um, da ich mein Weib plötzlich weg. Stattdessen nur eine laut fluchende Sitznachbarin, mit hässlich rot-grünen Flecken auf ihrem weißen Rock, die offenbar von einer achtlos liegen gelassenen offenen Tüte Weingummis her rühren, auf die sich die Dame gesetzt hat. Daher also die Flucht meiner Frau.

Als ich sie nach 40 Minuten wieder finde, kaut sich verträumt an einer Brezel. Ich will gar nicht wissen, was sie dafür auf dem Schwarzmarkt zahlen oder - schrecklicher Gedanke – machen musste. Sie gibt mir aber gnädig etwas von der Blutbrezel ab und ich mit halbwegs mit der Welt versöhnt.

Ich schaue auf die Bühne, sehe die Jungs zufrieden spielen und mir fällt ein, dass die wahrscheinlich, wie einst Peter Maffay, eine eigene Kochcrew haben, die sie vor und nach einem Konzert mit kleinen Leckereien verwöhnt. Anders kann ich mir den sehr mitleidigen Blick des Keyboarders der auf mir ruht nicht deuten.

Das sind jetzt meine Überlegungen zum Thema Essen aus der Sicht derer, die vor der Bühne stehen. Wie das ganze aus Sicht derjenigen aussieht, die auf der Bühne stehen und mit mitleidigen Augen zu denen da unten hinabschauen, kann man bei diesem Herren nachlesen.
Übrigens eine Premiere - ein Crosspost, bei dem lediglich das Thema vorgegeben war.

- Weird Al Yankovic -

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