Montag, 5. Februar 2007

Eine Frage der Moral

Gestern war in der Presse zu lesen, dass der ehemaligen Bundesbankpräsident Welteke mit seiner Pension von 8000 € nicht auskomme und vor Gericht eine Verdreifachung eingeklagt hat. Dort erzielte er zumindest einen Teilerfolg und bekommt nun 13.000 € monatlich.

So ein Verhalten finde ich unmoralisch! So dachte ich und musste am selben Abend beim Einkaufen feststellen, dass Fragen der Moral gar nicht so einfach zu beantworten sind.

Ich stand, wie immer, an einer der vier neuen Kassen, an denen man seine Sachen selber scannen muss. Ich mache das lieber, als sinnlos wartend in einer Schlange von Leuten zu warten, die ihren Einkaufswagen meist randvoll haben. Der Supermarkt spart dadurch Personal dachte ich mir. Du vernichtest durch dein Verhalten Arbeitsplätze. Das ist unmoralisch. Nein, sagte eine andere Stimme in mir: Es gibt immer noch eine Kassenaufsicht, die zur Hilfe eilt, wenn mal wieder was nicht funktioniert. Außerdem steht nie mehr als eine Person vor jeder Kasse, während an jeder anderen Kasse mindestens 8 Leute stehen. Also wird doch kein Personal eingespart.

Kaum war ich beruhigt, fiel mir ein, dass ich schon den einen oder anderen Kasten Bier auf der Plattform unter dem Einkaufswagen stehend, unbezahlt an einer normalen Kasse vorbeigeschoben habe, mit der internen Begründung, ich würde schließlich die Payback-Punkte nicht in Anspruch nehmen. Und schnell noch hinterher geschoben das Argument, dass solcherlei Verhalten bei den Preisen ja sowieso mit kalkuliert wäre. Hier nun obsiegte die Moral, die mir sagte, dass den Aufpreis eben auch die anderen Kunden zahlen müssen. Ich gelobte intern Besserung.

Ein drittes Beispiel liefert der heimische Edeka, bei dem die dunklen Champignons (anders als in allen anderen Geschäften) nicht gleich viel oder etwas mehr kosten, sondern immer doppelt so teuer sind. Der Robin Hood in mir meint, es sei nur recht und billig, die dunklen Champignons jedes zweite oder dritte Mal auf der Waage für helle auszugeben und den "normalen" Preis zu zahlen. Das Gewissen aber sagt, dass sei nicht richtig. Ich solle lieber mal mit dem Marktleiter über seine seltsame Preispolitik sprechen. Vielleicht hat er ja sogar einen guten Grund dafür.

Ein letztes Beispiel stammt von der Käsetheke. Ich lasse mich dort gerne beraten und probiere auch immer mal wieder den einen oder anderen neuen Käse. Dazu braucht der Supermarkt natürlich Personal, wodurch der Käse teurer verkauft wird als bei Aldi. Den Aufpreis zahle ich gerne. Hier finde ich es unmoralisch, sich im einen Laden beraten zu lassen und dann im anderen das Produkt billig einzukaufen. Das gilt für technisches Gerät sogar noch mehr.

Ich bin sicher, dass es zu jedem der vier Beispiele auch gut begründete andere Meinungen gibt. Was mich von Herrn Welteke unterscheidet ist, dass ich mir wenigstens Gedanken um moralische Fragen mache.

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