Montag, 5. Februar 2007

Von Pausenbrot und Liebe (Amor & Psyche)

Als Schüler war ich ein großer Anhänger des Pausenbrots. Ich habe es, soweit ich mich erinnern kann, nie mit jemandem getauscht. Es war für mich, als etwas ängstlicher und zurückhaltender Schüler, eine Art Sicherheit, dass zu Hause die Mutter war, die mich als Sohn liebte und mir nicht Erdkunde, Rechnen und Deutsch beibringen wollte oder beim Tauschen der Abziehbilder einen besonders guten Deal machen wollte.

Wenn Pause war und ich mein Brot auspackte, gab mir das immer ein Gefühl von Geborgenheit. Direkt damit verbunden war der eigentümliche Geruch des Pergamentpapiers, in dem das Brot eingewickelt war. Der Geruch ruft bei mir noch heute ein "wohlig-geborgenes" Gefühl hervor, was meine Frau immer wieder erstaunt.

Später, als das Auspacken eines Pausenbrotes ein sicheres Zeichen von "Mamasöhnchen" war, begann das Zeitalter des Negerkuss-Brötchens. Wesentlich dabei war, dass man das Schulgelände verließ. Zunächst noch unerlaubt, dann - mit stolzer Brust, erlaubt. Den Negerkussbrötchen habe ich sicher einige Zahnfüllungen zu verdanken. Dafür gaben sie dem Schüler das Gefühl der Unabhängigkeit. Quasi das Marlboro-Gefühl.

Heute esse ich keine Pausenbrote mehr. Lediglich auf meinem Weg nach Frankfurt und wenn am Wochenende längere Autofahrten anstehen, werden Brote geschmiert. Meist mache ich die Brote selbst. Manchmal aber, wenn meine Frau mir die Brote macht, bin ich froh, dass ich ein Anhänger des Pergamentpapiers bin. Dann nämlich, wenn auf ihm kleine Rätsel zum Inhalt oder aber Liebesbotschaften stehen.

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