Montag, 5. Februar 2007

Horrorsika

Dass das Leben nicht nur aus lustigen Begebenheiten besteht, gehört ja irgendwie dazu - und ist auch gut so. Daher folgt heute, als Abschluss des autobiografischen Teils, eine solche Erfahrung.

R., meine damalige große Liebe und ich wollten gemeinsam in den Urlaub nach Korsika fahren. Wir sitzen im Nachtzug nach Italien, als mir die Dame eröffnet, sie habe sich in wen anders verliebt. "Tolles Timing", denk ich. Schließlich wollen wir gerade 2 Wochen zusammen Urlaub machen.

"Wer ist das Schwein", fährt es mir durch den Kopf. Ich frage: "Und, kenn ich ihn?" Antwort:" Es ist eine Sie..." Auch das noch! Die ganzen Strategien, die sonst so wunderbar funktionieren, lassen sich nicht anwenden. "Was hat er, was ich nicht habe?", "Ist er besser im Bett?", "Der sieht ja so scheiße aus, der ist völlig unter deinem Niveau!"... Alles klappt nicht, wenn man sich mit einer Frau vergleichen soll - und das auch noch auf einer Reise, auf der man sich nicht aus dem Weg gehen kann, was, wie sich später herausstellte, auch der Grund für die Eröffnung im Zug war. Die absurde Hoffnung, es mir "erklären" zu können.

Ich weiß, ich hätte mich in den nächsten Zug setzten und zurück nach Berlin fahren sollen. Hab ich aber nicht. Ich dachte, wenn sie noch mit dir in den Urlaub fährt, hast du vielleicht ja noch eine Chance. Und ich dachte: Ich will das jetzt verstehen! Stattdessen erlebe ich die schrecklichsten 2 Wochen meines (Liebes-)lebens und frage mich mehrmals, ob ich vielleicht zu viele weibliche Anteile in mir habe, wenn potentielle Lesben auf mich stehen.

Schließlich will ich es verstehen und kaufe mir nach dem Urlaub haufenweise Frauenliteratur, in der Hoffnung, die könnte mir erklären, was nicht zu erklären ist. Danach hatte ich einen wirklich guten Überblick was den aktuellen Stand dieses Genres der Literatur betrifft. Mehr aber auch nicht.

R. hatte danach viele andere Beziehungen, zu Frauen, dann wieder zu Männern, die alle sehr unglücklich verliefen. Wir haben uns aber, trotz dieses katastrophalen Urlaubes, nicht aus den Augen verloren. Heute scheint sie (mit einer Frau) endlich etwas zur Ruhe gekommen zu sein.

Manchmal denke ich, dass der Horrorurlaub im Vergleich zu R.´s weiterem Suchen gar nicht so schlimm war.

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